Jetzt online zugänglich: Landratsprotokolle 1914–1992
Das Staatsarchiv BL vermeldet den erfolgreichen Abschluss eines Transkriptions- und Publikationsprojekts: Die Landratsprotokolle der Jahre 1914–1920 sind transkribiert und über das Webportal www.landratsprotokolle.bl.ch verfügbar. Der bisher online verfügbare Zeitraum von 1920–1992 wird dadurch erweitert durch die Zeit des Ersten Weltkriegs.
Im Gegensatz zu den maschinengeschriebenen Protokollen ab 1920, die mittels Texterkennung gescannt werden konnten, musste für die handschriftlich vorliegenden Dokumente im Zeitraum von 1914–1920 (96 Sitzungen und mehr als 1000 Beschlüsse) der aufwändige Weg der Transkription beschritten werden.
Diese Arbeit wurde im vergangenen Jahr geleistet durch den Historiker, Geschichtsdidaktiker, Autor und ehemaligen Lehrer und Rektor am Gymnasium Oberwil, Hans Utz. Das Resultat der Transkriptionsarbeit widerspiegelt die Arbeit im Landrat zur Zeit des Ersten Weltkriegs: Vom Abflauen des Gesetzgebungsprozesses während der Kriegszeit und dem sprunghaften Wiederanstieg danach, von der Zunahme der Sozialpolitik in der Teuerungskrise und Kriegswirtschaft, von der Einbürgerungswelle, vom Sichtbarwerden politischer Ideologien und Vielem mehr.
In der Kriegszeit standen ganz praktische Herausforderungen im Vordergrund. Zur Illustration sei folgender Protokollauszug aus der Sitzung vom 30. November 1914 wiedergegeben (Transkription siehe Bild unten):
„Herr Garonne gibt Kenntnis von einem Falle, wo das Krankenautomobil, das zur Verbringung eines in Dienst verunglückten Soldaten in das Krankenhaus requiriert wurde, nicht zu haben war, weil seitens der Militärdirektion das erforderliche Quantum Benzin nicht bewilligt worden sei. Herr Regierungsrat Brodbeck erwidert hierauf, dass sich die Militärdirektion in Betreff der Abgabe von Benzin an private streng an die Vorschriften des Armeestabes habe halten müssen, das aber im erwähnten Falle, nachdem die Direktion erfahren habe, dass es sich um einen verunglückten Soldaten handle, das nötige Benzin abgegeben worden sei. Herr Garonne erklärt sich mit dieser Auskunft befriedigt.“
Für Rückfragen:
Valentin Chiquet, wissenschaftlicher Archivar, Staatsarchiv Baselland, 061 552 76 32