Biel-Benken, Hochwasserschutz am Birsig

Ausgangslage und Ziele:

Der Birsig in Biel-Benken ist in der Vergangenheit immer wieder über die Ufer
getreten und hat dabei zum Teil grosse Schäden verursacht, insbesondere im
Ortsteil „Benken“. Die Bachgasse und die Häuser liegen direkt neben dem Birsig.
Die Kapazität des Gerinnes ist bereits bei einem 5-jährigen Hochwasser
erschöpft. Nachdem die Hochwasserschutzprojekte in der Vergangenheit aus
verschiedenen Gründen nicht umgesetzt werden konnten, hat das Tiefbauamt
Basel-Landschaft von 2017 bis 2018 eine Konzeptstudie über das gesamte hintere
Leimental erstellt. Auf dieser Grundlage wurde beschlossen, 2019 mit dem Projekt
für den Hochwasserschutz in Biel-Benken zu starten. Dabei steht als bauliche
Massnahme der klassische Gerinneausbau zur Erhöhung der Abflusskapazität im
Siedlungsgebiert im Fokus.
Bild Legende:

Hochwasser 2013, Abschnitt Bachgasse: Feuerwehr von Biel-Benken im Einsatz

Varianten:

Grundsätzlich kann man Massnahmen zum Hochwasserschutz auf drei Arten anpacken: Rückhalten, Umleiten oder Durchleiten.

Beim Rückhalten wird ein sogenanntes Hochwasserrückhaltebecken gebaut: Fliesst mehr Wasser als es im Birsig Platz gibt, wird dieses im Stauraum zurückgehalten und erst nach dem Ereignis dem Gewässer zurückgegeben. Dies Variante wurde von 2010 bis 2014 geprüft, von der Einwohnergemeindeversammlung dann aber deutlich abgelehnt. Zudem ist diese Option mit ca. 15 Mio. CHF viel teurer als die heute geplante Variante.

Beim Umleiten baut man einen zusätzlichen Kanal oder Stollen (ober- oder unterirdisch). Voraussetzungen hierfür sind genügend Platz und ein Gefälle, sodass die Wassermassen auch zügig umgeleitet werden können. Beide Voraussetzungen – Platz und Gefälle – sind in Biel-Benken nicht gegeben. Zudem ist ein Umleitungsstollen erfahrungsgemäss drei- bis viermal so teurer als alle anderen Varianten. Deswegen wurde auch diese Variante verworfen.

Beim Durchleiten baut man das Gerinne so aus, dass ein 100-jährliches Hochwasser Platz hat. Beim Durchleiten kann man das Gerinne in drei Richtungen vergrössern: nach unten, nach oben oder seitlich. Eine Vergrösserung «nach unten», also eine Absenkung der Bachsohle, ist nur dann möglich, wenn ein sog. «Absturz» gegeben ist: Im Fall von Biel-Benken könnte dieser lediglich von Oberwil her über eine Länge von 2.5km des natürlichen Gewässerverlaufs erfolgen. Der Birsig müsste dafür stark verbaut und zum Teil auch begradigt werden. Diese Massnahme würde aber den natürlichen Verlauf des Birsigs auf einer Länge von 2.5 km komplett zerstören und ist daher nicht bewilligungsfähig. Diese Lösung wiederspricht gänzlich nicht den aktuellen Bestrebungen, natürliche Gewässer zu erhalten und zu fördern. So verbleiben als Möglichkeiten zur Vergrösserung nur noch die seitliche Variante sowie die Variante «nach oben»: Um das Gerinne nur durch Verbreitern zu vergrössern, reicht aufgrund der Bachgasse und der bestehenden Häuser der Platz nicht aus. Daher kommt beim vorliegenden Projekt eine Kombination aus Verbreitern der Bachsohle und Erhöhung des Ufers zur Anwendung.

Bild Legende:

Geplante Massnahmen:

Das Bauprojekt sieht vor, die vier Brücken bei der Mühlegasse, Kirchgasse, Eichgasse und Jakobsweg neu zu erstellen und anzuheben. Entlang der Bachgasse ist eine 400m lange, Schutzmauer mit hüfthoher Brüstung vorgesehen. Die Vegetation am gegenüberliegenden Ufer soll dabei geschont und erhalten bleiben. Im Bereich der Mühlegasse- und der Kirchgassebrücken sollen neu zwei Abgänge zum Birsig erstellt werden. Unterhalb der Kirchgasse wird bis zur Bushaltestelle «Brücke» das linke Trottoir neu erstellt und die Bushaltestelle selber wird behindertengerecht ausgebaut. Weiter Birsig abwärtsdavon sind dann hauptsächlich Dämme von bis zu ca. 80cm Höhe vorgesehen, vereinzelt auch Ufermauern, wenn die Platzverhältnisse keine Dämme zulassen. Die Dämme werden, wenn immer möglich vom Ufer entfernt erstellt, sodass auch hier die Ufervegetation und der Verlauf des Birsigs nicht gestört werden. Dank dieser Massnahmen kann die Gerinnekapazität auf ein hundertjährliches Hochwasser inkl. 50cm Freibord erhöht und der Hochwasserschutz gewährleistet werden.

Bild Legende:

Birsig, Bereich Kirchgasse: Die Visualisierung zeigt, dass der Birsig künftig naturnah und für die Bevölkerung erlebbar ist

 

Kirchgassebrücke mit Blick in Richtung Neuwiller

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Heutige Situation

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Situation mit Massnahmen zum Hochwasserschutz

Mühlegassebrücke mit Blick auf den Tannerhof

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Heutige Situation

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Situation mit Massnahmen zum Hochwasserschutz

Eichgassebrücke mit Blick Richtung Biel

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Heutige Situation

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Situation mit Massnahmen zum Hochwasserschutz

Sistierung:

Die Gemeindeversammlung Biel-Benken hat am 24. September den Gemeinderat  beauftragt, eine Sistierung des Hochwasserschutzprojektes beim Kanton zu beantragen. Die Bau- und Umweltschutzdirektion ist diesem Antrag am 29. Oktober 2020 nachgekommen. Die Arbeiten am kantonalen Hochwasserschutzprojekt ruhen seit dann. Zeitgleich wurde die Gemeinde aufgefordert, der Bau- und Umweltschutzdirektion zeitnah alternative Vorschläge zum Hochwasserschutz in Biel-Benken aufzuzeigen.

Kontakt:

Jonas Woermann, Geschäftsbereich Wasserbau, Gewässerplanung, Projektleiter, 061 552 54 52, [email protected]

Kontakt  

Tiefbauamt
Rheinstrasse 29 
4410 Liestal
T +41 61 552 54 84

[email protected]