Verleihung der Kulturpreise 2023 des Kantons Basel-Landschaft
Die Preise wurden am Mittwochabend im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung verliehen. Regierungsrätin Monica Gschwind, Vorsteherin der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion, ehrte die Preisträgerinnen und Preisträger anlässlich der Verleihung in Birsfelden persönlich. Auch Landratspräsidentin Lucia Mikeler Knaack, Kulturratspräsident David Schönhaus und die Präsidentin des Verbands der Basellandschaftlichen Gemeinden, Regula Meschberger, richteten einige Worte ans Publikum. Das Rahmenprogramm bildete ein Parcours in Birsfelden. Dessen Stationen waren verschiedene Zwischennutzungen mit Rauminstallationen, die Bezug nahmen auf das Schaffen der Preisträgerinnen und Preisträger. Inszeniert wurden die Installationen vom Szenografen Quirin Streuli vom Kollektiv «Hotel Regina». Der Abschluss der Feier fand im Theater ROXY statt.
Mit den Kultur-, Sparten- und Förderpreisen des Kantons Basel-Landschaft werden jährlich herausragende Leistungen im Bereich des zeitgenössischen Kunstschaffens (u. a. Kunst, Literatur, Musik, Tanz und Theater, Film und Medienkunst) sowie der Geisteswissenschaften honoriert. Die Verleihung von Preisen ist ein wichtiges Instrument der Kulturförderung. Sie würdigen die Leistung der Akteurinnen und Akteure und motivieren zu weiterem Schaffen. Den Preisträgerinnen und Preisträgern kommt eine wichtige Vorbildfunktion zu. Preise setzen Massstäbe und tragen damit dazu bei, engagiertes und qualitativ hochstehendes Kulturschaffen zu fördern. Darüber hinaus sind sie eine wirkungsvolle Massnahme, um das vielfältige und hochwertige Kultur- und Kunstschaffen in der Region einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln.
Spartenpreis Musik: Baldur Brönnimann (*1968) aus Pratteln
Aufgewachsen in Pratteln, besuchte Baldur Brönnimann die Musik-Akademie Basel und das Royal Northern College of Music in Manchester. Seine Ausbildung und sein Werdegang führten ihn in zahlreiche Länder: Er arbeitete als Musikdirektor des Nationalen Sinfonieorchesters Kolumbiens in Bogotá, als künstlerischer Leiter von «BIT20», einem der renommiertesten zeitgenössischen Musikensembles Norwegens, und als Chefdirigent des «Orquestra Sinfónica do Porto Casa da Música» in Portugal. Hinzu kommen Einsätze als Dirigent in weiteren bedeutenden Orchestern, etwa in Seoul, Oslo, Bergen und Wien. Seit 2016 und noch bis zum Ende der Saison 2022/2023 ist er Principal Conductor der Basel Sinfonietta, die er mit unermüdlichem Einsatz geleitet und in eine fortschrittliche Organisationsstruktur geführt hat.
Baldur Brönnimann verfügt über einen jahrzehntelangen Erfahrungsschatz in der Interpretation grosser Werke des 20. und 21. Jahrhunderts und verantwortete Uraufführungen zahlreicher bekannter Komponistinnen und Komponisten unserer Zeit. Brönnimanns Arbeit zeichnet sich durch eine umfassende, innovative Musikvermittlung aus, welche die klassische Musik zugänglich und gleichzeitig relevant macht. So setzt er sich dafür ein, diese Vision in der Öffentlichkeits- und Ausbildungsarbeit zu realisieren, und leistet einen Beitrag dazu, die Grenzen der klassischen Musik aufzulösen, sie im Hier und Jetzt zu verorten und ihr damit zu einem neuen, aktuellen Image zu verhelfen.
Spartenpreis Vermittlung: Barbara Piatti (*1973) aus Duggingen
Barbara Piatti, die in Duggingen aufgewachsen ist und heute mit ihrer Familie in Basel lebt, hat sich in der Region über Jahre hinweg als Kulturvermittlerin einen Namen gemacht. In Zusammenarbeit mit ihrem Team und weiteren Expertinnen und Experten erarbeitet Piatti seit Jahren interdisziplinäre Kulturprojekte und gibt Sachbücher heraus, jeweils begleitet von einem vielfältigen Vermittlungsprogramm. Seien es Publikationen wie «Literarische Wanderungen in der Zentralschweiz», «Feste und Bräuche in der Schweiz», «Umgang mit Lawinengefahr als immaterielles Kulturerbe» oder ein Rundgang mit Hörstationen durch Laufen mit historischen Erzählungen; mit grosser Kreativität und ansteckender Begeisterung leistet Piatti einen bedeutsamen Beitrag zur Erforschung der Schweizer Kulturlandschaft und deren Vermittlung.
Als promovierte Germanistin verbrachte Barbara Piatti diverse Forschungsaufenthalte im Ausland und war 2006 bis 2014 Forschungsgruppenleiterin am Institut für Kartografie und Geoinformation an der ETH Zürich, wo sie das Projekt «Ein literarischer Atlas Europas» initiierte und leitete. Ihre literaturgeografischen Forschungen stellte sie national und international in diversen Vorträgen vor. Als Vermittlerin zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit hat Piatti eine Bandbreite an Beiträgen publiziert, Projekte realisiert und dafür stets mit Akteurinnen und Akteuren aus unterschiedlichsten Fachbereichen zusammengearbeitet. Sie kümmert sich ausserdem um den künstlerisch-grafischen Nachlass ihres Vaters Celestino Piatti, vermittelt diesen auf verschiedenen Plattformen und hat im Christoph Merian Verlag in deutscher und englischer Sprache die Publikation «Celestino Piatti. Alles, was ich male, hat Augen» herausgegeben.
Spartenpreis Musik: Jean-Paul Brodbeck (*1974) aus Münchenstein
Jean-Paul Brodbecks Begeisterung für Klassik und Jazz führte den Münchensteiner im Alter von zehn Jahren ans Klavier. Innerhalb von zwei Jahren gründete er seine erste Band, gefolgt von Jam-Sessions und Konzerten mit Grössen aus der nationalen und internationalen Szene – darunter Lionel Hampton, Andy Scherrer oder Billy Hart. Gefördert wurde Brodbeck unter anderem von seinem damaligen Klavierlehrer, dem Jazzpianisten Hans Feigenwinter sowie von Peter Efler am Konservatorium Basel. Jean-Paul Brodbeck war Teil der Basler Hip-Hop-Gruppe «P-27» und arbeitete etwa für «Seven» sowie als Theatermusiker am Zürcher Schauspielhaus an der Seite von Michael Neuenschwander und Mike Müller in Martin Suters «Geri». Von 1998 bis 2004 war er festes Bandmitglied des «Bait Jaffe Klezmer Orchestra», von 2007 bis 2010 Teil des Quartetts um Wolfgang Muthspiel. Er unterrichtet an der Musikhochschule Luzern.
Brodbecks Begeisterung für unterschiedlichste Musikformen und seine Neugier tragen bis heute zur Entwicklung einer vielseitigen musikalischen Handschrift bei. Er wirkt in verschiedensten Projekten mit renommierten Musikerinnen und Musikern mit und erarbeitet facettenreiche eigene Projekte. So widmete er sich etwa der Musik von Piotr Iljitsch Tschaikowski und interpretierte diese zwischen klassischer Musik und Jazz. Auf seinem neusten, dem bereits zehnten, Album «The Chopin Project» reflektiert er Frédéric Chopins Musik in einem neuen Kontext gemeinsam mit einer Jazzbesetzung rund um den Gitarristen Kurt Rosenwinkel. Es sind solche Genre-übergreifende Projekte und die unerschöpfliche Lust, Neues zu entdecken, welche Jean-Paul Brodbeck als Musiker auszeichnen.
Förderpreis Literatur: Rebekka Salm (*1979) aus Bubendorf
Rebekka Salm ist in Bubendorf aufgewachsen und wohnt heute in Olten. Nach einer abgeschlossenen Lehre und ihrer Arbeit auf einer Bank studierte sie Islamwissenschaft und Geschichte in Basel und Bern. Neben ihren Tätigkeiten als Texterin, Erwachsenenbildnerin im Migrationsbereich, Moderatorin und als Mutter einer Tochter veröffentlicht sie unter anderem Kolumnen und Kurzgeschichten. Im Jahr 2019 gewann sie den Schreibwettbewerb des Schweizer Schriftstellerwegs und publizierte 2021 ihre Geschichte im Buch «Das Schaukelpferd in Bichsels Garten».
Mit ihrem Roman-Debüt «Die Dinge beim Namen» (Knapp-Verlag, 2022) gelingt Rebekka Salm eine faszinierende Beschreibung des alltäglichen Lebens im Mikrokosmos Dorf. Salm ist eine Meisterin des Perspektivenwechsels und schafft es im Buch, zwölf Sichtweisen mitreissend zu verflechten. Sie erzählt eine Geschichte – und gleichzeitig die vielen Geschichten, die darüber erzählt werden. Dabei sind es nicht die schreienden Anklagen der Porträtierten, die den Roman ausmachen. Es sind die sanften Zwischentöne, die überzeugen; Salms Blick für das Leise, für die Leerstellen. Der Text verblüfft durch seinen Witz, seine kraftvolle Sprache und den gleichwohl grossen Respekt vor den Figuren. Das Dorf wird zur Experimentierfläche und die Bewohnerinnen und Bewohner, die alles voneinander zu wissen glaubten, werden überrascht. Rebekka Salm fragt in ihrem Buch danach, was Menschen einander sagen und was nicht, und wie Kommunikation Beziehungen und Lebensrealitäten ausmacht.
Finanzierung aus dem Swisslos-Fonds
Die Kultur-, Sparten- und Förderpreise des Kantons Basel-Landschaft werden aus dem Swisslos-Fonds Basel-Landschaft finanziert. Die Spartenpreise in Musik und Vermittlung sind mit je 20'000 Franken dotiert, der Förderpreis Literatur mit 15'000 Franken.
Kulturrat Basel-Landschaft
Der Kulturrat ist eine regierungsrätliche Kommission im Zuständigkeitsbereich der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD). Er berät die Direktion im Bereich der zeitgenössischen Kunst- und Kulturförderung und nominiert zuhanden des Regierungsrats die Trägerinnen und Träger der Kultur-, Sparten- und Förderpreise des Kantons Basel-Landschaft. Alle Mitglieder des Kulturrats haben einen ausgewiesenen Bezug zum professionellen Kulturschaffen in der Region.
Mitglieder Kulturrat Basel-Landschaft:
- Monica Gschwind, Regierungsrätin, Vorsteherin der BKSD
- David Schönhaus, Berufsmusiker und Musikschulleiter, Grellingen (Präsident des Kulturrats)
- Hansjörg Betschart, Autor und Regisseur, Allschwil
- Paola De Piante Vicin, Pianistin und Konzertveranstalterin, Gauting
- Michael Huber, Figurenspieler und -bauer, Kunstvermittler und Musiker, Liestal
- Abélia Nordmann, Pianistin, Musikpädagogin und Chorleiterin, Basel
- Barbara van der Meulen, Kuratorin und Dozentin, Blauen
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