Klettern in Naturschutzgebieten
Felsstandorte haben aus naturschutzfachlicher Sicht zentrale Bedeutung für das Baselbiet. Sie sind die letzten Reste echter "Wildnis" in unserer Region. Zudem weisen sie eine grosse Artenvielfalt auf mit vielen, spezialisierten Felsbewohnern. Viele dieser auf Felsen angewiesenen Arten sind selten. Zum Teil handelt es sich um Alpenpflanzen, welche sich während der Eiszeit hier ansiedelten und nach dem Rückzug der Gletscher nur in wenigen Refugien überleben konnten (= eiszeitliche Relikte). Auf die Felsstandorte zurückgedrängt wurden auch viele wärmeliebende Arten, die während der günstigen Klimaphasen in der Nacheiszeit bei uns weit verbreitet waren. Mit den klimatischen Änderungen und den damit einhergehenden Änderungen der Konkurrenzverhältnisse zwischen den Arten, schmolz jedoch ihr Verbreitungsareal in unserer Gegend auf letzte Reliktvorkommen an Felsen zusammen. Felsstandorte stellen also einzigartige "Lebensrauminseln" dar mit empfindlichen und naturschützerisch besonders bedeutsamen Lebensgemeinschaften.
Weil die spezialisierten Arten von Felsstandorten nicht ausweichen können, sind sie menschlichen Einwirkungen in besonderem Masse ausgeliefert. Bis noch vor kurzem waren sie an den schwer zugänglichen Orten vor menschlichen Einwirkungen gut geschützt. Mit dem Aufkommen der modernen Sportkletterei hat sich die Lage jedoch innert weniger Jahrzehnte geändert. In den bekletterten, in der Regel geschützten Felsgebieten wurde die Fauna und Flora vielerorts beeinträchtigt. Deshalb wurden sämtliche Klettergebiete des Kantons mit allen Betroffenen gemeinsam begangen und die anstehenden Probleme diskutiert. Im Rahmen einer Gesamtübersicht konnte Ende 2006 eine Einigung mit den Kletterverbänden erzielt werden. Die meisten Waldeigentümer sind mit den vereinbarten Lösungsvorschlägen einverstanden. Die Massnahmen werden nun schrittweise umgesetzt. Bei den letzten, noch offenen "Fällen" werden die Verhandlungen mit den Waldbesitzern zu einem einvernehmlichen Abschluss geführt.